Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Mickelson: Known to be Unknown (Review)

Artist:

Mickelson

Mickelson: Known to be Unknown
Album:

Known to be Unknown

Medium: CD
Stil:

Americana, Singer/Songwriter

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 31:43
Erschienen: 15.04.2022
Website: [Link]

Der Amerikaner MICKELSON scheint ein schräger Vogel zu sein. Zumindest zeugen das Cover von „Known to be Unknown“ und die Fotos im Booklet von einem speziellen Humor. Mindestens genauso speziell ist auch die Musik, die es hier zu hören gibt. Im weitesten Sinn ist das Singer/Songwriter-Kram, aber MICKELSON versteht es hervorragend, einen musikalischen Gemischtwarenladen zur Diskussion zu stellen, der in vielerlei Hinsicht keiner gängigen Stilistik folgt. Sicher, Americana und Post-Punk Einschläge sind ständig präsent, aber bei einem Instrumenten-Potpourri, wie es hier geboten wird, ist doch Platz für so viel mehr. Und dieser Platz wird ausgiebig genutzt.

Mit „UNarmed American“ startet die Chose als leicht angestaubte Nummer, die ein gehöriges Straßen-Flair versprüht. Auch die Thematik des Songs ist erwähnenswert, denn MICKELSON macht sich hier für ein Waffenverbot in den USA stark.

Danach kommt „Go To Bed Hungry“ textlich deutlicher auf den Punkt, wohingegen die Musik ein angenehmes Wechselspiel zwischen Folk-Elementen und Funk-Sounds ist.
Genauso interessant, aber noch griffiger wirkt „A Murder Of Crows“. Die Mandoline steht klar im Zentrum, wird aber von melancholischen Streichern und einem zarten Klavier perfekt in Szene gesetzt, was u.a. auch dazu führt, dass der Gesang noch etwas eindringlicher wirkt. Und wieder ist der Text gegenwartsrelevant: Es geht um die Spaltung der Gesellschaft, Missbrauch in politischen Ämtern und dergleichen. MICKELSON stellt sich also als wacher Beobachter der aktuellen Entwicklungen in unserer Welt dar.
Danach klingt „Ithaca“ ungleich positiver. Nicht nur dank des Mundharmonika-Einsatzes schwingt hier viel Country mit, auch das Klavier sorgt für eine Unbeschwertheit, die genau zur richtigen Zeit kommt, um die Gedanken des Hörers ein bisschen heller werden zu lassen.
Gleiches gilt für „Only Ugly When You Cry“, das musikalisch eine Brücke zwischen Funk und Folk schlägt und zügig ins Ohr geht. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Lyrics, die zwar sehr poetisch anmuten, aber zugleich sehr direkt, fast schmerzlich-verstörend wirken. Gerade diese Kontraste machen das Album aus. Es wirkt immer wieder so, als würde MICKELSON versuchen, dem Hörer einen Spiegel vorzuhalten. Einen Spiegel, in dem sich die paradoxen Entwicklungen unserer Zeit zu einer grotesk verzerrten Fratze formen. Dass das nicht immer angenehm ist, ist sicher auch ein Anliegen der Texte. Denn die Direktheit, mit der hier zu Werke gegangen wird, hat etwas von einer Therapie (von der ernsthaften Sorte, hier werden wirkliche Fragen zu den Ursachen gesellschaftlicher Gegebenheiten gestellt und kein pseudopsychologisches Gequatsche veranstaltet), die ja bekanntlich auch nicht immer angenehm ausfällt.
„Die Trying“ sorgt zum Ende hin für eine musikalische Versöhnung, die spannend arrangiert ist. Der Gospel-Vibe lässt die Nummer beinahe feierlich wirken und die Gitarre sorgt für einen nicht zu verachtenden Rock'n'Roll-Charakter. Nachdem der kurze Wirbelwind „Blur in the Memory“ nochmal Spannung erzeugt, endet „Known to be Unknown“ mit einer Akustikversion von „UNarmed American“, die den Kreis zum Opener schließt.

FAZIT: MICKELSON hat mit „Known to be Unknown“ ein aufrüttelndes Album geschaffen, mit dem er beweist, dass er keinem Klischee entsprechen will. Seine Texte zeigen, dass er sich ernsthafte Gedanken um die Entwicklung in seiner Heimat macht und mit seiner Musik beweist der Mann ein Händchen für griffige Songs. Hinzu kommt, dass sich auch nach mehrmaligem Hören kaum wirklich treffende Vergleiche zu anderen Musikern ziehen lassen, was die Eigenständigkeit von MICKELSON unterstreicht. Überraschend stark!

Dominik Maier (Info) (Review 3386x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • UNarmed American
  • Go To Bed Hungry
  • A Murder Of Crows
  • Ithaca
  • Only Ugly When You Cry
  • Chicago Transit Authority
  • Die Trying
  • Blur In The Memory
  • UNarmed American (acoustic)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!